Geschichte
Gründung 1927 bis 1938 und Auszüge aus den Anfängen der Fliegerei
Man schrieb das Jahr 1927. In Kottingbrunn und Vöslau wälzten die Gemeindeväter große Pläne. Im Osten des Kottingbrunner Gemeindegebietes gab es weite, landwirtschaftlich kaum genutzte Flächen. Dort sollte ein Flugplatz entstehen. Die Initiative zu dem für damalige Zeiten kühnen Plan ging in erster Linie von Rudolf Frimel, dem Bürgermeister von Vöslau aus. Die Initiative kam nicht überraschend, denn das Flugwesen hatte in den Jahren zuvor einen ungeahnten Aufschwung genommen.
Man beschäftigte sich sehr intensiv mit seiner Geschichte. Namen wie Montgolfier, Lilienthal, Wright oder Etrich, usw. Untrennbar mit der Entwicklung der Luftfahrt verbunden, waren plötzlich in den Amtsstuben von Vöslau und Kottingbrunn wohlbekannt, gar nicht zu reden von Zeppelin, Eckener und Lindbergh, deren Namen man ja häufig in den aktuellen Zeitungen lesen konnte. Viele wußten, daß die Verwirklichung des Traumes, daß der Mensch den Luftraum erobern, daß er fliegen könnte, 1783 mit den Brüdern Montgolfier begonnen hat. Nach vier erfolgreichen Flügen mit einem Heißluftballon, allerdings ohne Nutzlast, bzw. nur mit Tieren als Passagieren, unternahmen sie noch im gleichen Jahr einen fünften Versuch. Mit zwei Menschen an Bord überquerte der Ballon in 25 Minuten Paris. Man erkannte bald, daß man mit den Gas- oder Heißluftballons wohl „in die Luft“ gehen, Wind und Wetter aber hilflos ausgeliefert, weder Dauer noch Ziel bestimmen konnte. Die Versuche, den Ballon lenkbar zu machen (z.B.: Schlagflügelantrieb, Luftschraubenantrieb bewegt durch Muskelkraft, usw. ) waren unbefriedigend. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts setzte sich eine neue technische Entwicklung durch, das Luftschiff. Es war lenkbar und konnte sogar gegen den Wind gesteuert werden. Immer größer und schneller werden die schlanken Riesen, die von der Erde aus gesehen, scheinbar geräuschlos über den Himmel ziehen. Man richtete sogar schon Luftfahrtlinien ein, auf denen Luftschiffe eingesetzt wurden.
Die „Vision“ der Gemeindeväter
1927, ungefähr zur Zeit, da die Vöslauer und Kottingbrunner Gemeindeväter über einen eigenen Flugplatz nachdachten, kam dann die sensationelle Meldung, ein Amerikaner, Charles Lindbergh, sei mit einer einmotorigen Maschine von New York auf dem Weg nach Paris. 33 Stunden und 30 Minuten brauchte der einsame Flieger für die rund 5800 km lange Strecke. Seine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit betrug 173 km/Std. Lindberghs Triumph war unbeschreiblich. Die Vöslauer und Kottingbrunner aber verfaßten (sicher auch unter dem Eindruck der Flugeuphorie) einen Brief über den „Ausbau des Flugwesens“, betreffend den geplanten Flugplatz in Kottingbrunn und sandten ihn an das Bundeskanzleramt in Wien. Ein Jahr später wurde in den Gemeinderäten der beiden Orte bereits ein Beschluß gefaßt, den künftigen Flugplatz im Osten des Gemeindegebietes, schon in der Ebene des Wiener Beckens, „Flugplatz Vöslau – Kottingbrunn“ zu nennen. Mit einer Flugschau wurde am 13. September 1928 der Flugplatz Vöslau – Kottingbrunn eröffnet.
Franz Zuzmann
Im März 1929 kam Franz Zuzmann nach Vöslau, besichtigte das Flugfeld und nahm in Kottingbrunn und Vöslau Kontakt zu den maßgeblichen Leuten auf. Zuzmann wollte hier einen Privatflugplatz einrichten. Der Plan des Franz Zuzmann war keine Utopie. Er hatte einen sehr realen Hintergrund. Es gab zu dieser Zeit nur einen voll funktionsfähigen Flugplatz für den Luftverkehr, der war in Wien Aspern. Diese Anlage, bereits 1912 gegründet, hatte sich zu einer Drehscheibe des beginnenden europäischen Luftverkehrs entwickelt. Zuzmann richtete ein Ansuchen zur Errichtung an das zuständige Ministerium und pachtete von der Gemeinde Kottingbrunn die brachliegenden Agrarflächen für 30 Jahre. 1930 erhielt er die Genehmigung für einen Privatflugplatz. Trotz Investitionen Zuzmanns gelang es ihm nicht den Flugplatz in einen öffentlichen umzuwandeln.
Im Jahr 1938
zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich übernahm den Flugplatz die deutsche Luftwaffe. Zuzmann wurde finanziell entschädigt.
1942 wird eine Jagdfliegerschule eingerichtet. Nach dem ersten alliierten Luftangriff auf Wiener Neustadt im Jahr 1943 wird in Vöslau ein Auslagerungsbetrieb der Flugmotorenwerke Ostmark eingerichtet. Dadurch wurde in den beiden letzten Kriegsjahren auch der Flugplatz ein Ziel der amerikanischen Bomber. So wurde der größte Teil der Anlagen durch einen Angriff stark zerstört. Den Rest zerstörten die abziehenden deutschen Truppen 1945.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der sowjetischen Besatzmacht als deutsches Eigentum übernommen und notdürftig wieder hergerichtet.
Historische Bedeutung erlangte der Flugplatz, als die österreichische Regierungsdelegation am 11. April 1955 von Vöslau zu Staatsvertragsverhandlungen nach Moskau flog und Bundeskanzler Julius Raab nach Rückkunft am 15. April auf dem Flugfeld eine erste Rede über den erreichten Verhandlungserfolg hielt. [2] Erst nach dem Staatsvertrag wurde der Platz an die Republik Österreich übergeben. Nachdem das Bundesheerden Flugplatz nicht benötigte, wurde eine Bewilligung dem Österreichischen AERO Club erteilt.
Im Jahr 1972 wurde die Erhaltung des Flugplatzes an die Flughafen Wien Betriebsgesellschaft übertragen. Danach wurden wieder
größere Investitionen wie neue Gebäude und Hangars getätigt auch eine 850 m Asphaltpiste wurde errichtet. Im Jahr 1985 erhielt
der Flugplatz das Öffentlichkeitsrecht.
Flugplatzhalter ist die Flugplatz Vöslau BetriebsGmbH – FBG.
1999 wurde die Piste auf 1002 m inkl. Stoppflächen angebaut. Eine Befeuerung wurde installiert und ein Instrumentenanflugverfahren veröffentlicht.
Daraufhin folgten einige größere Firmenansiedelungen und der Bau von zwei neuen Rundhangars.
Der Flugplatz Vöslau verzeichnet seit 2011 ein sehr dynamisches Verkehrswachstum von durchschnittlich mehr als 7% pro Jahr. Im Jahr 2014 eroberte der Flugplatz Wien-Vöslau Kottingbrunn erstmals seit Jahren wieder die Marktführerschaft im Bereich der nicht gewerblichen Luftfahrt mit 38 000 Flugbewegungen.